Immobilienkredit Zinsen – Wovon hängt die Höhe ab?
Bei der Auswahl eines Immobilienkredites ist die Höhe der Zinsen der entscheidende Faktor. Auch wenn andere Kriterien, wie beispielsweise die Bearbeitungsgebühren, bei der Entscheidungsfindung nicht vergessen werden sollten. Welche Faktoren die jeweilige Zinshöhe für ein Baudarlehen beeinflussen und warum das Zinsniveau sich immer wieder ändert, wird im folgenden Text leicht verständlich beschrieben.
Leitzinsen sind entscheidend
Ein Faktor, der das allgemeine Marktniveau der Bauzinsen beeinflusst, sind die Leitzinsen. Für Darlehensnehmer, die einen Kredit in Euro aufnehmen, ist hierbei der Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) entscheidend. Der Leitzins gibt die Höhe an, zu der sich Banken bei der Zentralbank Geld leihen können, um damit ihre Kreditgeschäfte zu refinanzieren. Steigt dieser Zinssatz, entwickeln sich parallel auch die Bauzinsen nach oben. Auch wenn die Erhöhung eine gewisse Zeitverzögerung besitzt, ist der Anstieg der Bauzinsen unvermeidlich.
Der Leitzins hat auch einen großen Einfluss auf andere wichtige Interbankzinssätze, wie den EURIOBOR, der die Höhe angibt, zu der sich Geschäftsbanken untereinander Geld verleihen. Doch warum steigt oder fällt der Leitzins eigentlich? Dies hat den Hintergrund, dass die EZB mit ihrer Geldpolitik verschiedene Aufgaben zu erfüllen hat. Beispielsweise soll ein hoher Leitzins die Inflation im Euro-Raum bekämpfen. Niedrigere Zinshöhen sind wiederum ein Mittel in wirtschaftlichen Krisen. Da sich durch niedrige Zinsen auch die Kosten für die Aufnahme neuer Kredite vergünstigen, werden Zinssenkungen in diesem Fall dazu genutzt, die Wirtschaft zu unterstützen.
Ausländische Leitzinsen bei Fremdwährungsdarlehen
Auch wenn die meisten angehenden Bauherren ihren Kredit in Euro aufnehmen, nutzen einige Kreditnehmer auch die Möglichkeit eines Fremdwährungsdarlehens. Hierbei muss man wiederum den Leitzins der Zentralbank oder der Nationalbank des jeweiligen Währungsraumes beachten. Auch hier sind Zinsänderungen, die ein Darlehen teurer oder günstiger werden lassen können, jederzeit möglich. Zudem muss man hierbei immer auch das Währungsrisiko als zusätzlichen Faktor beachten.
Darlehenshöhe und Laufzeit sind weitere Zinsfaktoren
Neben dem allgemeinen Zinsniveau, das vor allem durch den beschriebenen Leitzins bestimmt wird, sind die Bauzinsen von weiteren Kriterien abhängig. Beispielsweise von der gewählten Laufzeit des Darlehens. Hierbei gilt grob gesagt, dass je länger eine Laufzeit gewählt wird, desto geringer fallen die Zinsen aus.
Auch die Darlehenshöhe ist ein weiterer Faktor, der den Zinssatz beeinflusst. Die relative Zinshöhe fällt hierbei mit einer steigenden Kreditsumme. Dies liegt darin begründet, dass der Aufwand für eine Prüfung des Darlehensantrags unabhängig von der Kredithöhe in der Regel gleich hoch ausfällt. Die Kosten für die Prüfung sind, vergleichen mit Krediten für eine geringere Geldsumme, somit bei einer größeren Kreditsumme in Relation geringer.
Bonität des Antragsstellers
Bei der Höhe der Zinsen, die man für ein Darlehen zu entrichten hat, ist nicht zuletzt aber auch die persönliche Bonität ausschlaggebend. Umso besser die Bonität von Seiten der Bank eingeschätzt wird, desto geringer wird die Zinshöhe im Vergleich ausfallen. Spezielle Berufsgruppen, wie beispielsweise Beamte, profitieren hierbei von dem vergleichsweise sicheren Berufsstatus, den sie besitzen.
Höhe des Beleihungswerts beachten
Die Zinshöhe, die man für einen Baukredit zu tragen hat, wird zudem vom gewählten Beleihungswert der Immobilie beeinflusst. Kredite, die hierbei einen Wert von maximal 60 Prozent des Beleihungswertes aufweisen, werden als erstrangige Darlehen bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer eventuellen Zwangsvollstreckung dieser Betrag durch einen Verkauf erzielt wird, ist sehr hoch. Aus diesem Grund ist das Risiko für den Geldgeber dementsprechend gering und wird im Vergleich zu einem Darlehen mit einem höheren Beleihungswert mit günstigeren Zinsen honoriert. Kredite, deren Höhe bei 100 Prozent des Beleihungswertes oder darüber hinaus liegen, sind dagegen mit entsprechend starken Zinsaufschlägen versehen.
Zinshöhe für Staatsanleihen und die Baugeldzinsen
Dass die Höhe der Zinsen für Staatsanleihen in einem Land ebenfalls die Baugeldzinsen beeinflusst, ist vielerorts nicht bekannt. Doch auch hier besteht eine Verbindung. Fallen die Zinsen für Staatsanleihen, dann gehen auch die Zinsen auf dem Baugeldmarkt nach unten. Dies hat den Hintergrund, dass viele Bankinstitute die Kredite ihrer Kunden in Pfandbriefe umwandeln, deren Zinssätze sich an den Bundestiteln orientieren.
Zinsänderungsrisiko umgehen
Durch eine Zinsbindung kann man sich von der zukünftigen Zinsentwicklung abkoppeln. Hierbei schreibt man die Zinsen für einen bestimmten Zeitraum fest, beispielsweise für fünf oder zehn Jahre. Während dieser Zeitspanne kann die Bank den gewährten Zinssatz nicht verändern. Ein eventuell steigendes allgemeines Zinsniveau spielt für den Darlehensnehmer nun keine Rolle mehr. Gleichzeitig kann es aber auch passieren, dass sich das Zinsumfeld günstiger entwickelt, wodurch man eventuell vergleichsweise höhere Zinsen zu entrichten hat.
Für die Höhe der Zinsen ist bei der Zinsbindung auch die gewählte Zeitspanne entscheidend. Je länger man sich die Zinsen festschreiben lässt, desto höher veranschlagt die Bank die Zinsen. Die größere Sicherheit hinsichtlich der Zinskosten lassen sich die Banken somit durch einen Zinsaufschlag bezahlen.
Fazit
Welchen Zinssatz man für ein Baudarlehen zu entrichten hat, wird wie gesehen von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst. Unterscheiden kann man allgemeine Punkte, wie das momentane Zinsniveau, und individuelle Kriterien, beispielsweise die Wahl der Laufzeit und die eigene Bonität. Angesichts der zahlreichen Anbieter für Baukredite, die man heutzutage vorfindet, sollte vor der Entscheidung für ein bestimmtes Darlehen immer ein umfassender und intensiver Vergleich der aktuellen Angebote durchgeführt werden.
Bild © shoot4u - Fotolia.com